Zu Sechst in Frankreich

von Eric Böhnisch-Volkmann

Nicht immer geht es nach der Fliegerei nach Plan. Oder zumindest nicht nach dem Plan, den man sich viele Wochen vor dem Start in einem viertägigen Ausflug mit Vereinskameraden einmal zurecht gelegt hat. Denn mächtiger als der Wille sind die Wettergötter. Und so finden sich im April dieses Jahres sechs unserer Piloten zusammen, um kurzfristig statt nordwärts ins schlechte Wetter nach Skandinavien zu fliegen lieber den Kurs gen Westen zu wählen, der mit Sonne und wenig Wolken lockte.

Am Morgen des 11. April starten so die Piper PA28 D-EFXQ und die D-EYLA, eine unserer beiden Cessna 182T, Richtung Frankreich. Nach einem kurzen Tankstop in Baden-Baden (EDSB) geht es weiter auf der ersten Etappe zu einem gepflegten Mittagessen nach Troyes-Barberey (LFQB). Die französische Küche bereitet unsere Piloten auf drei Tage vor, die sich anschicken, kulinarisch nicht zu enttäuschen. Eineinhalb Flugstunden später endet der erste Flugtag am wunderschönen Ufer der Loire in einer der ältesten Städte Europas: Tours (LFOT).

Hier siedelten Menschen bereits seit der vorrömischen Zeit und die großartige Geschichte der Zeit lässt sich überall in der Stadt beobachten. Ein ausgedehnter Stadtspaziergang endet in einem entspannenden Abendessen in der belebten Fußgängerzone.

Erfrischt brechen unsere Crews am folgenden Morgen auf zur Île d'Oleron, denn es wäre wenig standesgemäß, nach Frankreich zu fliegen, ohne das Meer zu sehen. Nach dem Weiterflug Richtung Rochefort Charente (LFDN) ist der Schrank mit dem am Flugplatz auf der Île d'Oleron angebotenen lokal produzierten Honig leer und die Flugzeuge um einige Kilogramm schwerer.

Der Aufenthalt auf dem Flugplatz in Küstennähe ist kurz, nach dem Auftanken der Maschinen geht es schon weiter nach Nordwesten, immer der Küste entlang, nach Quiberon (LFEQ). Unsere Piloten gönnen sich einen ausgedehnten Aufenthalt bei sonnig-warmen Wetter und leichter Brise am Strand. Der zweite Ausflugstag endet in Poitiers (LFBI), der Hauptstadt des Départements Vienne im Westen Frankreichs, wo unsere Crews die ausgedehnte Innenstadt erkunden. Flugtage mit Landungen auf vier Plätzen bringen Piloten mit beunruhigender Regelmäßigkeit um ein geregeltes Mittagessen, weshalb sich unsere Frankreichforscher am frühen Abend hungrig und erschöpft der lokalen Cuisine ergeben.

Erste Wetterschätzungen für das kommende Wochenende lassen Ungutes für den sonntäglichen Rückflug erahnen. Unwetter und Schneefall über dem Schwarzwald könnten die Rückkehr in Ländle verzögern. Daher wird schnell beschlossen, an diesem Samstag über Auxerre-Branches (LFLA) nach Nancy (LFSN) zu fliegen, um am folgenden Tag notfalls kurzfristig nach Deutschland aufbrechen zu können, sobald sich dazu die Gelegenheit bietet.

Von kleineren Vorkommnissen abgesehen („Flieg' ein wenig höher an. Die Franzosen räumen keine roten Mülltonnen neben die Schwelle. Das ist ein PAPI.“) landen beide Maschinen am Abend des 13. April in Nancy und unsere Crews beziehen das Grand Hotel de la Reine in der Innenstadt. Dieses hat selbst eine Verbindung zur Fliegerei: Zu Beginn des letzten Jahrhunderts blieb ein gerade gestarteter Heißluftballon an einem Balkon des Hotels hängen, Personen kamen nicht zu Schaden. Auch hier lässt die örtliche Verpflegungssituation landestypisch keine Wünsche offen.

Nach dem reichlichen Frühstück am Sonntagmorgen findet sich die Rückflugskonferenz zusammen und beschließt nach ausführlicher Sichtung der verfügbaren Quellen, den Rückflug am frühen Nachmittag anzutreten. Wie angekündigt hatten sich alle meterologischen Hindernisse selbsttätig aus dem Weg geräumt und Piper und Cessna erreichen nach 1159 NM Gesamtflugstrecke wohlbehalten den heimatlichen Flugplatz Pattonville.

Unser Fazit, schon häufig erprobt und wieder bestätigt: Ausflüge mit Vereinskameraden machen Spaß und bieten den Piloten die Möglichkeit, das Fliegen im koordinierten Cockpit zu üben und ihre Flugerfahrung auszubauen. Wie schön ist das Gefühl, sich nach ein paar Tagen auch im nicht-deutschsprachigen Ausland routiniert durchzufunken und trotz öffentlichem Nahverkehr zielsicher zum Hotel und wieder zurück zum Flugplatz zu finden. Abgesehen davon schmeckt der mitgebrachte Honig. Die Planungen für den nächsten Ausflug laufen bereits.

Eric Böhnisch-Volkmann

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